Anliegenmethode

Die Anliegenmethode auf Basis der Identitätsorientieren Psychotraumatheorie (IoPT) wurde vom Psychotherapeuten und Professor für Psychologie Dr. Franz Ruppert entwickelt und wird laufend auf Basis neuester Erkenntnisse weiterentwickelt.

Sie hat sich ursprünglich aus den Bewegungen der Seele des Psychoanalytikers Bert Hellinger herausgeformt (1999). Ab 2001 entwickelte Prof. Dr. Franz Ruppert daraus Trauma-Aufstellungen mit dem Hintergrund der Theorie der mehrgenerationalen Psychotraumatologie. 2015 begannen die ersten Selbstbegegnungen mit dem Anliegensatz auf der Grundlage der sich parallel daraus entwickelnden Identitätsorientierten Psychotraumatheorie.

Auch wenn man die Methode salopp so beschreiben könnte: "IoPT ist wie Aufstellungsarbeit, nur dass nicht das äußere System aufgestellt wird (oft die eigene Familie), sondern das innere System, also die Anteile der eigenen Psyche", so unterscheidet sich die dahinterstehende Theorie  wesentlich von der des Familienstellens. Teilweise hat sie sogar gegensätzliche Ansichten.

Wirkmechanismus der Anliegenmethode

Wie kann es sein, dass mir Menschen, die mich nicht kennen, meine innersten Gefühle und Gedanken spiegeln? Es scheint schier unglaublich, bis man es selbst erlebt hat.

Jeder Mensch sendet bewusst und unbewusst Informationen, die bei anderen Menschen eine Resonanz erzeugen. Die Reaktionen der ResonanzgeberInnen aktivieren bei der/dem AnliegeneinbringerIn psychische Vorgänge auf der kognitiven, emotionalen und sensomotorischen Ebene. In einem fortlaufenden Spiegelungs-Resonanz-Prozess zwischen AnliegeneinbringerIn und ResonanzgeberInnen können Erinnerungen ins Bewusstsein geholt und in Zusammenhang gebracht werden.

Zuverlässigkeit der Anliegenmethode

Obwohl man vermuten könnte, dass der Subjektivität der ResonanzgeberInnen eine hohe Bedeutung zukommt und damit die Aussage der Methode unzuverlässig wird, zeigt sich in der Praxis das Gegenteil: Die Subjektivität der ResonanzgeberInnen ist die Grundlage für die Objektivität der Methode.

Die Anliegenmethode ist gerade deshalb ein höchst präzises Instrument, um punktgenau zu erfassen, wo die/der AnliegeneinbringerIn in der psychischen Entwicklung und Struktur steht, weil die ResonanzgeberInnen ihren subjektiven Impulsen folgen.

Innere Anteile

Der Mensch trägt unterschiedliche Anteile in sich, die bestenfalls im Einklang sind, aber auch gegensätzlich sein können. Dieses Konzept ist nicht neu, schon Freud zeigte mit seiner Theorie vom Ich, Es und dem Über-Ich auf, dass der Mensch aus mehreren Anteilen besteht. C. G. Jung beschrieb 12 Archetypen (der Held, der Liebende, der Unschuldige, der Herrscher, der Weise usw.). Die Arbeit mit Teilpersönlichkeiten ist zentraler Bestandteil aller imaginativen Verfahren sowie der Gestalttherapie nach Fritz Perls, der systemischen Familientherapie von Virginia Satir, der Ego-State-Therapie, der Schematherapie, der Transaktionsanalyse und der Arbeit mit dem inneren Team nach Schulz von Thun.

Selbstbegegnung

Eine IoPT-Sitzung wird Selbstbegegnung genannt, weil sie unsere eigenen psychischen inneren Anteile sichtbar macht. So bekommen wir die Möglichkeit, traumatisierte Anteile auf sanfte Weise zu integrieren. Es ist nicht erforderlich, auch gar nicht gewünscht, das Trauma nochmal zu erleben.

Alles, woran wir uns während einer Psychotraumatherapie erinnern müssen, ist in unserem Körper im Nervensystem gespeichert. Es taucht auf, wenn wir dazu bereit sind und das therapeutische Setting genug Sicherheit vermittelt.

Eine IoPT-Selbstbegegnung kann dabei unterstützen, ...:

  • die wahren Ursachen für Probleme zu erkennen (oft sind es ganz andere als wir denken)
  • aus Trauma-Überlebensstrategien auszusteigen
  • unbewusste Reaktions- und Verhaltensmuster zu erkennen
  • gesunde, konstruktive Beziehungen zu lernen und zu fördern
  • die eigene Liebesfähigkeit zu stärken
  • Ressourcen aufzubauen
  • sich besser abzugrenzen
  • sich selbst aus geschützter Distanz näherzukommen
  • das Nervensystem zu beruhigen und Anspannungen zu reduzieren
  • Situationen klarer zu sehen
  • aus Opfer-Täter-Strukturen auszusteigen
  • zu erkennen, was man im Leben wirklich möchte und was nicht
  • Lösungen für Probleme zu finden, die man vorher nicht sehen konnte

Die Arbeit mit dem eigenen Anliegen nützt jedem Menschen, den eine ungelöste Lebensfrage beschäftigt und der ernsthaft bereit ist, hinter die Kulissen seiner Beziehungsprobleme, Verwirrung, Verzweiflung, Depression, Körpersymptome, Erfolglosigkeit, Panikattacken oder sonstigen belastenden Lebensthemen zu schauen. Ebenso kann man damit wunderbar zu sich selbst, in die eigene Kraft, kommen und schrittweise das Leben aufbauen, das man wirklich möchte. Statt nur zu „überleben“, fühlen wir uns freier und lebendiger.

Wie läuft eine Selbstbegegnung ab?

Vorbereitung

Du überlegst dir bereits vor der Sitzung das Anliegen, das du dir ansehen möchtest - vielleicht ein Beziehungsthema, eine körperliche Beeinträchtigung oder auch etwas, das du erreichen möchtest. Formuliere es als maximal 3 Wörter, zum Beispiel als Satz, als Frage oder einfach aneinandergereihte Wörter, die für dich wichtig sind.

Auswahl der Repräsentanten

Du suchst dir für jedes Wort einen Menschen aus und bittest sie/ihn, damit in Resonanz zu gehen.

Nonverbale Phase

Die Selbstbegegnung beginnt mit einer nonverbalen Phase, in der sich die Repräsentanten in das Thema einfühlen.

Integration

In dieser Phase kann die/der AnliegeneinbringerIn mit den Anteilen sprechen. Hier können nun Hintergründe klar werden, Erinnerungen auftauchen und traumatisierte Anteile integriert werden. Gesunde Anteile kommen in ihre Kraft. Dies klappt am besten durch Einfühlen. Es werden Lösungen und mögliche nächste Schritte sichtbar. Man erfährt nur, was man zu erfahren bereit ist und man emotional verarbeiten kann.

In der Einzelarbeit verwenden wir statt RepräsentantInnen Bodenanker. Die/der AnliegeneinbringerIn geht in Resonanz mit den eigenen Anteilen.

Wenn du dir ein eigenes Thema ansehen möchtest, vereinbare gerne einen Termin mit mir.

IoPT ist eine Innenweltveränderung, die zu einer Außenweltveränderung beiträgt.